Die Kindertagespflege Das Wurzelhaus ist aus dem Wunsch heraus entstanden, einen Ort für Kinder
zu schaffen, in dem sie sich frei und individuell nach ihren Bedürfnissen entwickeln und entfalten
können.
Es ist mir ein besonderes Anliegen das Kind in seiner Gesamtheit, seinem Wesen und seinen
Bedürfnissen wahrzunehmen und es zu begleiten.
Ziel meiner Arbeit ist es, dass jedes mir anvertraute Kind sich körperlich, seelisch und geistig
ausgewogen, allseitig und gesund entwickeln kann.
Auf Grundlage der Anthroposophie, des Menschenbildes Rudolf Steiners, angelehnt an die Waldorfpädagogik, möchte ich
jedem Kind einen Raum geben, den es für seine eigene Entwicklung braucht, eine Umgebung, die es
ermöglicht, mit allen Sinnen Erfahrungen zu machen; in dem der Jahreskreislauf und die
Zusammenhänge in der Natur greifbar und erfahrbar werden und in dem sich die Kinder mit
Tätigkeiten des täglichen Lebens auseinandersetzen können, um daran zu reifen und zu wachsen.
Ich möchte den Kindern einen Lebensraum bieten, in dem ich eine Begleiterin auf einem Stück ihres
Weges bin.
Rhythmus und Wiederholung geben den Kindern Geborgenheit, Sicherheit und Orientierung. Aus diesem Grund ist mein Tages- und Wochenablauf in einen immer wiederkehrenden Rhythmus gebettet. Auch in allen lebendigen Prozessen sind Rhythmus und Wiederholung zu finden: Tag und Nacht, Atem und Herzschlag. Der rhythmische Ablauf gibt dem Kind besonders in der heutigen, oft hektischen Zeit Ruhe, Verlässlichkeit und Sicherheit.
Das Kind sammelt all seine Eindrücke und Erfahrungen aus dem, was es umgibt. Alles, was das Kind
lernt, lernt es zunächst aus der Nachahmung. So soll das Kind nicht nur über seinen Intellekt
angesprochen werden, sondern soll durch das nachahmende Tun lernen. Deshalb ist es wichtig, dass
die Kinder authentische und wahrhaftige Vorbilder in ihrer unmittelbaren Umgebung finden. Rudolf
Steiner sagte einmal: Erziehung ist Selbsterziehung. Gemäß dieser Maxime bin ich mir im Wurzelhaus
über meine Verantwortung als Vorbild besonders bewusst; sei es als Vorbild in meiner äußeren und
inneren Haltung, in der Sprache; im menschlichen Umgang miteinander; in der Tätigkeit im Alltag mit
den Kindern, in meinem wertschätzenden Blick auf die Kinder, mit meiner liebevollen und hüllenden
Art den Kindern gegenüber und dem respektvollen und wertschätzenden Umgang mit den Eltern.
Für ein Kind, vor allem in den ersten Jahren seines Lebens, ist die Bindung zu einem liebenden
Menschen existenziell.
Ein Kind kann sich nur dann körperlich, seelisch und geistig gesund entwickeln, wenn es eine gesunde
Bindung zu festen Bezugspersonen erfahren durfte. Hierbei ist es nicht die Quantität, also der
Bindungsreichtum und die Vielzahl an Bezugspersonen entscheidend, sondern die Qualität und
Echtheit der Bindung.
Auch die Bindungsfähigkeit im späteren Leben setzt eine gesunde Bindung in der frühen Kindheit
voraus.
Das Kind erfährt durch sie, Liebe, Geborgenheit, Sicherheit, Mitgefühl und Zuverlässigkeit, welches
sein Urvertrauen stärkt. Dies benötigt der Mensch, um als schöpferisch und schaffender Mensch im
Leben zu wirken. Es gibt ihm Vertrauen in sich und die Welt.
Dies alles erlebt das Kind zum Anfang seines Lebens von seinen Eltern. Sie sind durch ein unsichtbares
Band miteinander verbunden.
Umso wichtiger ist es, dass Ihr Kind, wenn es zu mir in eine neue Umgebung kommt, mich als eine
weitere Bezugsperson annehmen kann, dass es auch durch meine Person Bindung erfährt, die ihm
Sicherheit, Geborgenheit, Zuverlässigkeit und Vertrauen geben.
Deshalb ist es mir ein sehr großes Anliegen, zum einen mit Ihnen eine Erziehungspartnerschaft
einzugehen, die auf Vertrauen, Achtsamkeit und Wertschätzung beruht, zum anderen eine Bindung
zwischen mir und ihrem Kind wachsen kann und darf.
Das freie Spiel des Kindes ist des Weiteren ein zentraler inhaltlicher Aspekt im Wurzelhaus. Das Kind gibt sich im freien Spiel ganz seinem Seelenleben hin. Eindrücke und erlebtes können im Spiel verarbeitet werden. Das Kind kann seinen Fantasiekräften freien Raum geben. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass die Kinder nach einem stets rhythmisch wiederkehrenden Start in den Tag (z.B. nach dem Morgenkreis) genug Freispielzeit haben, um sich ganz ihrem eigenen, individuellen Spiel hinzugeben und darin eintauchen zu können. Durch verschiedene „einfache“ und natürliche Spielmaterialien, wie Tannenzapfen, Holzklötze, Bänder, Schnüre oder Tücher sollen der Fantasie der Kinder keine Grenzen gesetzt sein, damit sie von den Kindern nach ihrem eigenen Bedürfnis Leben eingehaucht bekommen können. Neben der Freispielzeit soll den Kindern auch die Möglichkeit zum Rückzug und zur Ruhe gewährt werden können.
„ Alle Kinder haben die märchenhafte Kraft, sich in alles zu verwandeln, was immer sie wünschen.“
Jean Cocteau
Da das Kind in den ersten sieben Lebensjahren ganz mit und durch seine Sinne die Welt wahrnimmt, möchte ich den Kindern im Wurzelhaus vielfältige Sinneserfahrung ermöglichen, sei es durch das Leben in und mit der Natur und das Erleben des Jahreskreislaufes oder sinnhaft gestaltete Tages- und Wochenabläufe, die durch verschiedene Tätigkeiten wie Aquarell malen, Backen, Kneten und Arbeiten im Garten gestaltet werden.
All das, was ich im Alltag im Wurzelhaus tue, soll von den Kindern mitgemacht werden können.
Darum werden alle Aufgaben und Tätigkeiten sinnvoll gestaltet sein und in nachvollziehbaren
Zusammenhängen stehen. Zum Beispiel mahle ich das Korn zu Mehl, und wir backen daraus
gemeinsam Brötchen und Brot, so dass der Prozess „wie ein Brot entsteht“ nicht nur nachvollziehbar,
sondern erlebbar wird. Wir malen Aquarellbilder oder werken nicht „einfach so“, sondern bereiten
den Tisch gemeinsam vor; rühre zusammen mit den Kindern Farbe an, überlegen gemeinsam, welche
Materialien und Werkzeuge wir brauchen, und gehen dann erst gemeinschaftlich ans Werk. Ähnlich
sollen sich die jahreszeitlichen Prozesse unter Mitwirkung der Kinder gestalten. Im Herbst muss
beispielsweise das Laub gefegt und die Beete im Garten abgedeckt werden, im Frühjahr kann mit
vereinten Kräften neu gesät und im Sommer geerntet werden. Im Wurzelhaus soll ein Lebensraum für
die Kinder entstehen, in dem sie sinnhaft tätig sein dürfen und gestalterisch mitwirken können.
Mir ist es wichtig, bei der Ernährung darauf zu achten, dass sie ausgewogen und gesund ist. Die
Nahrungsmittel sollen vollwertig, vegetarisch und saisonal sein und aus biologischem Anbau
stammen. Das Frühstück wird gemeinsam mit den Kindern am Morgen vorbereitet; es werden Breie
gekocht oder Brot und Brötchen gebacken. Auch dies geschieht in einem immer wiederkehrenden
Rhythmus (siehe Rhythmus und Wiederholung und Tätigkeiten und Mitwirkung der Kinder). Auch das
Mittagessen wird frisch gekocht und zubereitet. Die Kinder sollen eine Vielfalt an saisonalem und
regionalem Obst und zu sich nehmen können.
Indem die Kinder in die Zubereitung der Lebensmittel (teilweise) mit einbezogen werden, sollen hier
nicht nur weitere sinnliche Erfahrungsmomente ermöglicht werden, sondern auch ein achtsamer und
wertschätzender Umgang mit Lebensmitteln vorgelebt und miterlebt werden. Das gemeinsame
Beginnen, aber auch wertschätzende Gebet oder ein Dankessspruch sollen jede Mahlzeit würdigen.
Der Schlaf ist für ein Kind existenziell. Im Schlaf verarbeitet es den Tag, Erlebnisse, kommt zur Ruhe
und schöpft neue Kraft. Daher ist es mir ein großes Anliegen, den Kindern diesen Raum zum
erholsamen Schlaf zu bieten. Natürlich wird hier individuell auf das Kind und sein Alter geschaut, aber
es ist mir wichtig zu betonen, dass hier auf das Kind und sein Bedürfnis geschaut wird.
Für den erholsamen Schlaf ist ein Schlafraum in schöner Atmosphäre gestaltet.
Es wird eine vertrauensvolle, enge Zusammenarbeit mit den Eltern angestrebt.
Dazu gehören:
Elternabende
Elterngespräche/ Entwicklungsgespräche
Mitarbeit der Eltern (Vorbereitungen)
Gestaltung und Mitwirkung von Festen.
Ich wünsche mir zwischen den Eltern und mir eine Erziehungspartnerschaft, die ein gleichwertiges
Nebeneinander der familiären Erziehung und der pädagogischen Arbeit im Wurzelhaus beinhaltet.
Eine partnerschaftliche Grundhaltung schließt Differenzen und Konflikte nicht aus, sondern legt
Toleranz und Achtung vor dem Anderen nahe. Es soll nicht nur ein Lebensraum für die Kinder sein, in
dem sie sich geborgen und beheimatet fühlen, sondern auch die Eltern sollen das Wurzelhaus als ein
Ort der Begegnung, des Miteinander wahrnehmen können.